https://www.kathpress.at/goto/meldung/2074346/huainigg-politik-darf-auf-beihilfe-zum-leben-nicht-vergessen

Wien, 16.10.2021 (KAP) In Österreich fehlt es an „Beihilfe zum Leben“: Das hat der Autor und Ex-Nationalratsabgeordnete Franz-Joseph Huainigg in der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ (aktuelle Ausgabe) kritisiert. Angesichts der laufenden Diskussion um eine gesetzliche Regelung für assistierten Suizid dürfe auf die „Beihilfe zum Leben“ nicht vergessen werden, fordert der frühere ÖVP-Behindertensprecher mit einer aktuellen gleichnamigen Petition. Denn: „Der Wunsch zu sterben ist ein Hilferuf bei Schmerzen, Einsamkeit und Perspektivlosigkeit.“

Die Weichenstellung, welche der Verfassungsgerichtshof mit der Lockerung der Suizidbeihilfe gelegt habe, sei gesellschaftlich bedenklich, mahnte Huainigg. „Die Büchse der Pandora wurde geöffnet.“ Grund sei, dass nun absehbar Schritt für Schritt zunächst die Einschränkungen bei der terminalen Lebensphase bis hin zur Beihilfe zum Suizid von Minderjährigen oder demenzkranken Menschen aufgehoben werden würden. 

Menschen mit Behinderungen würden zunehmend unter Druck, sich für ihr „am Leben bleiben wollen“ rechtfertigen zu müssen, so der selbst mit Rollstuhl und Beatmungsgerät lebende Lebensschutz-Aktivist. In den Niederlanden sei es mittlerweile Hauptgrund für assistierten Suizid, dass man „anderen nicht mehr zur Last fallen“ wolle. 

Die von Huainigg ins Leben gerufene Petition will diese Entwicklung gegensteuern. Gefordert wird eine Stärkung von Hospiz und Palliativmedizin sowie ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben durch Persönliche Assistenz, ausreichende Hilfsmittelversorgung und Deckung des Pflegebedarfs als Alternativen. Der assistierte Suizid dürfe, wenn überhaupt, nur in der finalen Lebensphase durchgeführt werden – und zwar nicht geschäftsmäßig, nicht von Ärzten und nicht in Alters-, Hospiz- und Pflegeeinrichtungen, fordert der Petitionstext.

Die Petition „Beihilfe zum Leben“ richtet sich an die Bundesregierung und an den Nationalrat. Unterzeichet wurde sie bisher bereits von zahlreichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Religionsgemeinschaften unterzeichnet, darunter Kardinal Christoph Schönborn, Hospizdachverbands-Präsidentin Waltraud Klasnic, die ehemalige SPÖ-Gesundheitssprecherin Elisabeth Pittermann sowie Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres.